Vorwort von Gerd Taube (BKJ)

Kaum eine kultur- oder bildungspolitische Debatte kommt in den letzten Jahren ohne den Verweis auf die Kulturelle Bildung aus. Seit „PISA 2001/2002“ und z.B. dem Erfolg des Films „Rhythm is it“ ist das Thema auch medial stark präsent. Das ist gut so, denn Kulturelle Bildung als Daseinsvorsorge steht damit im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Und die bewegt sich zwischen den Polen vorbehaltloser Zustimmung und grundsätzlich-kritischer Skepsis. Kulturelle Bildung wird als Konzept für die selbstbestimmte Gestaltung eines gelingenden und zufriedenen Lebens geschätzt oder daraufhin kritisch befragt, ob zu viele Angebote das einzelne Kind, den einzelnen Jugendlichen gar überfordern. Und jeder hat seine eigene Vorstellung davon, was Kulturelle Bildung denn sei.

Diese Entwicklung wird verstärkt durch eine Vielzahl von Akteuren, die in den letzten Jahren Kulturelle Bildung als Diskursthema und Arbeitsfeld neu entdeckt oder wieder ent­deckt haben und die ihre eigenen Vorstellungen von Kultureller Bildung öffentlich machen. Damit die Vielfalt Kultureller Bildung sich als ihre Stärke entfalten kann und dies nicht zu einer Schwäche wird, ist es notwendig ein klares Profil zu beschreiben. Solange das Ziel klar ist, sind viele Wege gangbar. Die AutorInnen des Handbuchs schildern und analysieren die pluralistischer gewordene Bildungs- und Kulturlandschaft der Kulturellen Bildung, wie sie ist, und entwickeln Visionen, wie sie werden könnte.

Die Genese des Projektes „Handbuch Kulturelle Bildung“ kann als paradigmatisch für die gelungene Zusammenführung unterschiedlichster Diskursebenen und verschiedenster Akteure gelten. An dieser Stelle ist den Mitgliedern der ehrenamtlichen Redaktion und des ehrenamtlichen Beirats für ihre intensive Arbeit und die kompetente fachliche Begleitung zu danken und selbstverständlich den HerausgeberInnen. Dank gilt der Universität Hildesheim, wo die Arbeitsstelle für das Handbuch eingerichtet werden konnte. Das Projekt hat von der kreativen Atmosphäre dieser Hochschule und der fachlichen Kompetenz ihres akademischen Personals sehr profitiert. Nicht zuletzt ist dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zu danken, der das Projekt mit seiner Förderung überhaupt erst möglich gemacht und damit das Interesse der Bundesregierung an der Entwicklung der Kulturellen Bildung erneut unterstrichen hat.

Ich wünsche diesem Handbuch, das schon jetzt als Standardwerk der Kulturellen Bildung gelten darf, dass es seinen Weg auch in die Kultur-, Jugend- und Schulverwaltungen der Länder und Kommunen finden möge und dass die Lektüre zur Veränderung der trotz der Vielfalt noch immer als prekär einzuschätzenden Landschaft der Kulturellen Bildung beitragen möge. Und selbstverständlich wünscht sich die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, dass auch die unterschiedlichen professionellen und kulturpädagogischen Akteure im Feld der Kulturellen Bildung von der systematischen und vielschichtigen Darstellung ihres Metiers profitieren mögen. Außerdem wird das Handbuch sicherlich zu einem Grundlagenwerk in der Hochschulausbildung von Fachkräften für alle Bereiche der Kultur und der Bildung. Movens des Bemühens aller dieser Adressaten des Handbuchs ist und bleibt aber der Anspruch, allen Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Angeboten einer lebenswelt- und subjektorien­tierten Kulturellen Bildung auf hohem Niveau zu ermöglichen. Dafür ist das Handbuch ein gutes Kursbuch.

Dr. Gerd Taube
Vorsitzender der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ)

Anmerkung: Dieses Vorwort wurde erstmals im Handbuch Kulturelle Bildung (2012) abgedruckt und unverändert übernommen.