Improvisation als Option inklusionsorientierter Hochschullehre

Fünf neue Beiträge im Dossier „Improvisieren – Potenziale für die Kulturelle Bildung"
Anknüpfend an die 13. Jahrestagung des Netzwerks Forschung Kulturelle Bildung zum Thema „Improvisieren!“ initiierte das Cluster Kulturelle Bildung & Inklusion das gemeinsame Projekt „Sparkling! Gemeinsam improvisieren“ im Kontext inklusionsorientierter Hochschullehre. Im Zentrum steht die Praxis des Improvisierens in verschiedenen künstlerischen Disziplinen. Durch unterschiedliche ästhetische Herangehensweisen soll die Auseinandersetzung mit inklusionsbezogenen Fragestellungen in Lehr- und Lernprozessen erfahrbar werden. In einer zunehmend diverser werdenden Gesellschaft steht die Kulturelle Bildung vor der Herausforderung, Bildungsszenarien zu gestalten, die sowohl künstlerische Ausdrucksformen ermöglichen als auch gesellschaftlichen Anforderungen gerecht werden. Die neuen Beiträge dieses Dossiers zeigen, wie Improvisation und partizipative Formate dabei zentrale Funktionen übernehmen können. Die unterschiedlichen Teilprojekte reflektieren Perspektiven der Improvisation als Option inklusionsorientierter Hochschullehre hinsichtlich verschiedener Fragestellungen und empirischer Herangehensweisen.
Meike Wieczorek skizziert in ihrem Beitrag ein Konzept, das ästhetisch-praktische Erfahrungen und theoretische Reflexionen in der Musikalischen Bildung miteinander verschränkt. Im Rahmen eines Projekttages treffen professionelle Musiker*innen mit sogenannter geistiger Behinderung und eine Schüler*innen-Band einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung auf Studierende ohne explizite musikalische Vorerfahrungen. Es wird aufgezeigt, wie Studierende befähigt werden, eigene musikalisch-ästhetische Formate zu entwickeln und dabei Fragen im Kontext kultureller Teilhabe und Vermittlung kritisch zu reflektieren.
Von Meike Wieczorek: SPARKLING– ein funkelndes Seminar zu Kultureller Bildung mit dem Schwerpunkt Musik in der Hochschullehre (2025)Mit der Frage nach Perspektiven von Studierenden auf musikalische Gruppenimprovisation als Methode der inklusionsorientierten Hochschullehre befassen sich Juliane Gerland und Rabea Beier in dem Artikel „Zwischen Chaos als Risiko und Chaos als Chance“. Zur Analyse und Reflexion des Projektseminars in Kooperation zwischen der Hochschule Bielefeld und den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wurde ein Gruppeninterview mit den teilnehmenden Studierenden geführt, welches im Stil der reflexiven Grounded Theory ausgewertet wurde.
Von Juliane Gerland, Rabea Beier: Zwischen „Chaos als Risiko“ und „Chaos als Chance“: Eine empirische Studie über inklusive musikalische Gruppenimprovisation ohne gemeinsame verbale Sprache (2025)Ina Henning fokussiert eine bestehende Kooperation zwischen dem Bildungs- und Beratungszentrum Hören St. Joseph und der Pädagogischen Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Teilnehmende Studierende konnten sich in den Rollen der Lernenden und Lehrenden erfahren, Perspektiven wurden über Gruppenportfolios (Projekt 1) sowie Einzelportfolios (Projekt 2) und dem Dialog zwischen Lehrperson und Hochschullehrender erfasst, ausgewertet und diskutiert. Dabei lagen die Prinzipien der Kontingenz und des situativen Verständnisses eines Bewegens zwischen Struktur und Freiheit, Fremdem und Vertrautem, Individuum und Kollektiv in inklusiven wie improvisatorischen Kontexten als Hypothesen der Auswertung zugrunde.
Von Ina Henning: Ästhetische Lern- und Lehrprozesse durch musikalische Improvisationen erfahrbar machen (2025)Lisa Niederreiter zeigt mit dem Pilotseminar „Offenes Atelier“ die Konzeption, Durchführung und empirische Auswertung einer inklusiven, künstlerisch-methodischen Lehrveranstaltung am Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt unter Einbeziehung psychiatrieerfahrener Teilnehmer*innen. In der Rolle der teilnehmenden Beobachterin analysierte die Autorin Art, Ausmaß und Zustandekommen inklusiver Prozesse im Verlauf der Hochschulveranstaltung nach den Prinzipien der Grounded Theory.
Von Lisa Niederreiter: Das „Offene Atelier“ als inklusive Lehrveranstaltung an einer Hochschule des Sozialen. Ein Pilotseminar (2025)Schließlich befasst sich Katharina Witte mit Gestaltungsprozessen in heterogenen Gruppen. Der Beitrag reflektiert ein Projekt zur gemeinsamen Theaterarbeit von Studierenden des Lehramts Sonderpädagogik und Schüler*innen eines Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum in Baden-Württemberg. Es wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren zum Gelingen eines theaterpädagogischen Prozesses in inklusiven Gruppen beitragen. Die Reflexion orientiert sich an einem praxisorientierten forschungsmethodischen Ansatz, mit welchem Stundenprotokolle der Leitung, Projektberichte von Studierenden und eine Masterarbeit, welche im Projektkontext entstanden ist, analysiert wurden.
Von Katharina Witte: MUSIK - BEWEGUNG - SZENE: Ein Gestaltungsprozess in einer heterogenen Gruppe (2025)
Hier finden Sie einen Überblick über alle 24 Fachbeiträge des Dossiers „Improvisieren - Potenziale für die Kultureller Bildung" (2023/2025)
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