Dossier: Kulturelle Bildung und Schule

Kulturelle Bildung an Schule

Mit über 120 Beiträgen auf kubi-online wurde das Themenfeld „Kulturelle Bildung und Schule“ in den letzten zwölf Jahren – inkl. eines Dossiers aus dem Jahr 2019 – bereits unter vielen Perspektiven ausgeleuchtet. Der Kontext „Schule“, zu dem wir auch Ganztag und Bildungslandschaften zählen, vereint damit einen der umfangreichsten Themensammlungen auf der Wissensplattform. Dieser Kontext ist programmatisch stark aufgeladen, insbesondere indem Kultureller Bildung in und mit Schule unter dem Aspekt der kulturellen Teilhabe, unter dem Anspruch gerechter und zeitgemäßer Bildung und ebenso unter der Perspektive gesellschaftlicher Transformation enorme Bedeutung beigemessen wird (vgl. zusammenfassend zu den über 120 Beiträgen Hübner 2024). Zugleich wird deutlich: Kulturelle Bildung steht in Schule auch unter enormen Druck, sich z.B. als künstlerischer Fachunterricht zu behaupten oder die eigenständigen Prinzipien und Potenziale angesichts schulischer Normierungsanforderungen zu erhalten (ebd.).

Die letzten Monate und Jahre haben aufgezeigt, dass sich das Thema dynamisch weiterentwickelt. In 16 neuen Beiträgen können wir diese Dynamik in diesem Dossier herausstellen – als politische Entwicklung, die beispielsweise die Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung im Grundschulalter betreffen, als Praxismodelle, die in Kooperation mit Schulen kulturelle Zugangsmöglichkeiten erweitern, und/oder als empirische Studien, die einzelne Aspekte Kultureller Bildung in Schule näher beleuchten.

Diese Beiträge sind ebenso vielfältig wie die Diskurse, denen sich Kulturelle Bildung in Schule stellt. Seit nunmehr 20 Jahren gibt es Ansätze einer Kulturellen Schulentwicklung, die in drei aktuellen Beiträgen konzeptionell und historisch eingebettet wird. Der künstlerische Fachunterricht auf der einen, der Ganztag auf der anderen Seite sind zwei Strategien, um breitenwirksame Zugänge zu Kultureller Bildung zu stärken. Wie (un-)günstig die Ausgangsbedingungen dafür jeweils eingeschätzt werden, zeigen vier weitere Beiträge auf. Fünf Beiträge diskutieren die umfassenden Potenziale Kultureller Bildung in Schule, indem sie Erkenntnisse aus empirischen Studien zusammenfassen – zu den Wirkungen schulischen Singens oder künstlerischer Impulsen, zu didaktischen Positionen von Lehrkräften und zu fächerübergreifenden Perspektiven, aber auch zu Kooperationen im ländlichen Raum. Sie werden ergänzt durch anschauliche Praxisreflexionen spezifischer Modelle von Kultureller Bildung in der Schule (z.B. KulturPause), in Kooperation mit Schule (z.B. KulturStarterInnen), von kommunalen Förderprogrammen (z. B. Kultur Kollaborateure) oder von Qualifizierungen von Lehrkräften.

Das Dossier wurde durch die kubi-online Redaktion verantwortet. Christian Kammler von der Arbeitsstelle KuBiS (Kulturelle Bildung an Schulen an der Philipps-Universität Marburg) hat die Herausgabe des Dossiers begleitet.

Wir wünschen eine erkenntnisreiche Lektüre!

Einblicke in Kulturschule und Kulturelle Schulentwicklung

Von Tom Braun

Kulturelle Schulentwicklung

In diesem grundlegenden Videovortrag wird der Frage nachgegangen, wie angesichts des institutionellen Auftrags von Schule und gesellschaftlicher Transformationsthemen eine prozessorientierte Schulentwicklung möglich ist und inwiefern diese Schulentwicklung durch ästhetisch-kulturelle Praktiken systematisch gestaltet und unterstützt werden kann.

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Von Christian Kammler

Ganztägiges Lernen als Treiber einer Kulturellen Schulentwicklung

Durch die Entwicklung der Ganztagsschule rückte die Kulturelle Bildung stärker ins Bewusstsein von Schule. Zentrale Bedarfe des ganztägigen Betriebs konnten durch Kulturelle Bildung gedeckt werden und führten zu einer bundesweiten Entwicklung, durch die die Praxis und die Theorie der Kulturellen Schulentwicklung ab den 2000er Jahren bis heute begünstigt wurde und Kulturelle Bildung als Profil der Kulturschulen sich etablieren konnte.

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Von Leopold Klepacki, Tanja Klepacki, Benjamin Jörissen

‹Schule – Nicht-Schule – Nicht-Nicht-Schule› Entgrenzungspotenziale ästhetischer Praktiken in Schule und Unterricht

Der vorliegende Beitrag nimmt Schule zunächst aus einer dezidiert praxeologisch-kulturtheoretischen Perspektive sowie als einen zentralen Ort der Präsentation und Repräsentation von Kultur in den Blick. Er geht der Frage nach, inwiefern ästhetische Praktiken aufgrund der potenziell transgressiv-explorativen Grundstruktur ästhetischer Artikulationsweisen dazu beitragen können, «Third Spaces» zu eröffnen, welche vor dem Hintergrund neu- und andersartiger Relationierungsangebote bspw. Subjektpositionen jenseits tradierter kultureller Normen ermöglichen.

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Herausforderungen zwischen Fachunterricht und Ganztag

Von Markus Cslovjecsek

Schulmusik für alle? Zur Legitimation des Unterrichtsfachs Musik

Warum obligatorischer Musikunterricht? Ist das Schulfach Musik tatsächlich zu begründen? Worin sehen die Beteiligten die Legitimation von schulischem Musikunterricht? Wie soll es ausgerichtet sein? Musikunterricht wird oft als nice-to-have betrachtet und im Rahmen knapper Ressourcen in Frage gestellt. Eine inspirierende Suche und must-have für alle, die in Bildungssystemen Verantwortung übernehmen.

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Von Sidonie Engels

Kulturelle Bildung und Resonanzerfahrungen im Ganztag

Aus welchen konzeptionellen Überlegungen heraus kann Kulturelle Bildung im Ganztag chancengerecht und nachhaltig verankert werden und welche Grenzen und Hürden gibt es? Das Resonanzkonzept von Hartmut Rosa ist Ausgangspunkt dafür, dass es einer klaren Grenzziehung zwischen Angeboten der Kulturellen Bildung und dem schulischen Unterricht bedarf.

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Von Jürgen Oberschmidt

Musikalische Bildung im System der Schule. Unterricht im Spannungsfeld zwischen Anpassungsdruck und Neuorientierung

Die künstlerischen Schulfächer müssen mit dem Dilemma umgehen, dass sie sich relevant erklären möchten für ein System schulischen Lernens, obwohl es ihre Aufgabe sein müsste, sich anderer Weltzugänge zu bedienen, um sich gegen die in den Schulen vorfindlichen Lernkulturen zu stellen. Heiligt hier der Zweck alle Mittel? Die Frage wird dahingehend beantwortet, dass Musikunterricht nur dann unverzichtbar ist, wenn er in der Sprache der Kunst schulische Grenzen überschreitet und Lernen verändert.

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Von Susanne Rehm

Vom Wünschen und Können - Kulturelle Bildung in der Ganztägigen Bildung und Betreuung in Baden-Württemberg

Mit der Umsetzung des Gesetzes zur ganztägigen Förderung von Grundschulkindern (GaFöG) ab Sommer 2026 sehen viele auch eine Möglichkeit, kulturelle Teilhabe aller Kinder zu erhöhen und Angebote der außerschulischen Kulturellen Bildung in Schule zu integrieren. Wie dies konkret in Baden-Württemberg aussieht und wo bestehende Regelungen diesen Wunsch befördern oder behindern, wird hier untersucht.

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Aktuelle empirische Studien und Analysen

Von Monika Unterreiner, Zippora Guldner

Effekte schulischen Singens in der Primarstufe auf die Entwicklung des Kindes – eine kritische Literaturanalyse

Dem schulischen Singen wird eine Vielzahl positiver Effekte zugesprochen. Dieser Artikel gibt einen Forschungsüberblick zu den Auswirkungen schulischer Gesangspraxis auf unterschiedliche Entwicklungsbereiche bei Grundschulkindern. Es wird insgesamt eine evidenzbasierte Argumentationsgrundlage für die Stärkung des Musikunterrichts sowie die Förderung des gemeinsamen Singens an Grundschulen entwickelt.

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Von Ulrike Stutz

Transformation gestalten – Kooperationen Kultureller Bildung und Schule im Kontext von Schulschließungen. Herausforderung und Potenziale für den ländlichen Raum Ostdeutschlands

Die Schließung von Schulen stellt insbesondere im ländlichen Raum Ostdeutschlands eine Problematik dar, die mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen einhergeht. Hiervon ist auch die Kulturelle Bildung betroffen, denn Schulen entfallen damit als Kultur-Orte und als Felder der Zusammenarbeit. Es kann die Frage gestellt werden, ob und inwiefern Schul-Kooperationsmodelle interdisziplinäre Vernetzungen ermöglichen, die Innovationspotenzialen Kultureller Bildung Raum geben.

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Von Marcel Weigelt, Christopher Hempel

Über die künstlerischen Fächer hinaus - Kulturelle Bildung als fächerübergreifende Querschnittsaufgabe

Kulturelle Bildung ist ein Must-have schulischer Bildungspraxis. Sie scheint dabei wesentlich in der Verantwortung künstlerischer Fächer zu liegen, die unter ständigem (wachsendem) Druck stehen. In diesem Beitrag wird Kulturelle Bildung als fächerübergreifende Querschnittsaufgabe positioniert und an den Fächerübergreifenden Unterricht als schulorganisatorischen Rahmen für Kulturelle Bildung erinnert.

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Von Alena Zhukovskaya

Wirkung künstlerischer Impulse im Kontext Schule

Der Beitrag fasst die Erkenntnisse einer Masterarbeit zusammen, die untersucht, welche Wirkungstendenzen das Artist-in-Residence-Programm an der Stadtschule Schlüchtern entfalten konnte. Insbesondere Aspekte der Künstler:in-Rolle, der „Verzahnung“ mit oder der Entwicklung von Unterricht sowie der Persönlichkeitsbildung der Schüler:innen werden kritisch beleuchtet.

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Praxismodelle Kultureller Bildung in und mit Schule

Von Kristin Elsner, Börge Meyn

Zwischen Selbstwirksamkeit und Beteiligung in ländlichen Räumen - Kulturelle Bildung und Schule im Spannungsfeld?

Jugendkulturelle Interessen als Ausgangspunkt für die Gestaltung der eigenen Lebenswelt verstehen und damit mehr Kulturelle Bildung für Oberschüler*innen in ländlichen Räumen ermöglichen – das waren die Hauptziele der KulturStarterInnen in Sachsen. Die Projektleiter*innen schauen reflektierend auf das Projekt zurück und stellen prägnante Ergebnisse vor.

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Von Sarah Kuschel, Jacqueline Streit

Lebendig und neugierig bleiben - Qualifizierung von Lehrkräften in der Kulturellen Bildung

Welche Bedeutung haben Weiterbildungen für Lehrkräfte im Kontext Kultureller Bildung und welche Herausforderungen stellen sich in Bezug auf Qualifizierungsangebote angesichts steigender Anforderungen an Lehrer*innen? Der vorliegende Beitrag greift diese Fragen für das Land Niedersachsen an Beispielen der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel auf.

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Von Anne R. G. Walz

Schüler*innen-Partizipation in Schule – die KulturPause als Praxismodell

Das Format KulturPause ermöglicht es den Schüler*innen, sich partizipativ, unmittelbar und außerunterrichtlich ins Schulgeschehen einzubringen. Inhaltlich und formal richtet sich der Partizipationsumfang nach der jeweiligen Ressourcenlage einer Schule. Wie sich das Modell im Sinne ernstgemeinter Partizipation umsetzen lässt, welche Chancen und Grenzen es birgt, ist anhand eines Praxisbeispiels Thema dieses Artikels.

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Der Diskurs ist nicht abgeschlossen. Wir freuen uns über weitere Beiträge zum Thema! In den kommenden Monaten erscheinen:

  • Dominik Eichhorn zur Steuerung und Wirkung Kultureller Bildung: Potenziale und Herausforderungen für Schulen, Kommunen und außerschulischen Bildungspartnern in kommunalen Bildungslandschaften.
  • Anja Krüger und Brigitte Schorn zur Entwicklung und Arbeit der landesweiten Fachstellen in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zur Unterstützung Kultureller Bildung in Schulen und Bildungsnetzwerken.
  • Kai Maaz und Jannis Burkhard zu Schulen mit musischem Schwerpunkt aus der Perspektive des nationalen Monitorings.
  • Joachim Reiss zur Arbeit der UNESCO mit ihren Aktivitäten zur Stärkung Kultureller Bildung -  von der „Road Map for Arts Education“ in Lissabon (2006) über die „Agenda“ von Seoul (2010) zum „Framework for Culture and Arts Education“ in Abu Dhabi (2023/24).

Im kubi-online Themenfeld „Schule, Kita, Bildungslandschaften" finden Sie alle bereits veröffentlichten Fachartikel zum Thema.

Möchten Sie selbst zur Vertiefung des Diskurses beitragen?

Sollten Sie als Expert*innen aus Theorie, Praxis oder Forschung zum Thema „Kulturelle Bildung und Schule" ebenfalls einen Fachbeitrag auf kubi-online veröffentlichen wollen, kontaktieren Sie uns!
Kontakt: redaktion@kubi-online.de oder Kerstin Hübner.

 

Die Wissensplattform „kubi-online: Wissenstransfer für Kulturelle Bildung“ wird getragen von der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW, der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel, der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung und der Stiftung Universität Hildesheim. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.