„Tanztheater choreografieren“ – Ein Gespräch mit dem Choreografen Johannes Wieland
Abstract
In dem Interview gibt der Choreograf Johannes Wieland Einblick in den anspruchsvollen und vielfältigen Prozess der Stückentwicklung und der intensiven Zusammenarbeit mit Darsteller:innen und Tänzer:innen. Er beschreibt seine choreografische Arbeit und spricht über die Herausforderung, Tanztheater einem breiten Publikum zu vermitteln.
Johannes Wieland ist Tänzer, Choreograf und Tanzpädagoge. Er integriert in seine Stücke Sprache, Videoinstallation und Klangcollagen und schafft ein Zusammenspiel von Tanz, Performance-Art und Schauspiel. Seine Choreografien kreisen oft um die Verzweigungen der menschlichen Psyche und erschaffen metaphorische Bilderwelten.
Auf die Frage, „Was ist heute unter ,Choreografie‘ zu verstehen?", die das Internetmagazin „Corpus“ an über 100 (Tanz-) Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Kritiker*innen verschickte, gab es die unterschiedlichsten Antworten: fragmentarisch, assoziativ, analytisch, poetisch (siehe: http://www.corpusweb.net/was-ist-choreographie.html); so unterschiedlich wie wohl auch der Prozess des Choreografierens selbst.
Tim Etchells beschreibt die Choreografie beispielsweise lapidar als „Organization of movement in time and space“ (ebd.) und für Yasmine Hugonnet konstruiert Choreographie „nicht nur Bewegungssequenzen, sondern sie artikuliert vielmehr eine innere und äußere Struktur in und zwischen Körpern“ (ebd.). Ähnlich beschäftigte sich auch das Tanzmagazin ballettanz mit der Frage, wie denn eigentlich das Choreografieren geht und ob man es lernen könne (ballettanz 2007: Heft 08/09). Interviews u.a. mit Alain Platel, Superamas oder Constanza Marcas geben hier Einsichten in die ganz unterschiedlichen Ansätze der Künstler*innen. Bei all den existierenden Annäherungen an die Frage, wie denn eigentlich Stücke entstehen, wird deutlich, dass die Vielfalt an choreografischen Konzepten, es unmöglich macht, choreografisches Handwerk zu kategorisieren und zu vereinheitlichen (Lampert 2010).
Es interessieren sich aber nicht nur die Tanzwissenschaften und Feuilletons dafür, wie denn eigentlich Stücke entstehen. Auch im Kontext der Kulturellen Bildung ist die Frage nach Choreografischer Praxis bzw. dem Choreografieren vermitteln von Bedeutung (z.B. Bäcker 2001; Klein/ Barthel/Wagner 2011; Barthel 2017). Beispielsweise stellt Gitta Barthel in ihrer Studie Vorgehensweisen von Choreograf*innen in künstlerisch-kulturellen Projekten vor und akzentuiert dabei die Vermittlung als grundlegenden Faktor von choreografischem Arbeiten. Klein, Barthel & Wagner (2011) liefern in ihrem „Choreografischen Baukasten“ praktische Anregungen und theoretische Grundlagen für die Entwicklung von Tanzstücken.
Das vorliegende Interview mit dem Choreografen Johannes Wieland gibt einen weiteren Einblick in den vielfältigen Prozess der Stückentwicklung. Wieland beschreibt hier seine choreografische Arbeit auch während der Covid-19-Pandemie und spricht außerdem über die Herausforderung, Tanztheater einem breiten Publikum zu vermitteln.
Der Podcast "Moment: Aufnahme! – Gespräche zur Ästhetischen und Kulturellen Bildung" beleuchtet verschiedene Perspektiven auf Ästhetische und Kulturelle Bildung. Expert:innen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung geben Einblicke in ihre Arbeit und diskutieren Zeitgemäßes und Unzeitgemäßes. Die Reihe wurde während des Lockdowns als Ergänzung zur digitalen Lehre begonnen und wird in regelmäßigen Abständen fortgesetzt.