Politische Bildung kreativ. Über die gelingende Verbindung von Kultureller und Politischer Bildung
„Demokratie ist keine Glücksversicherung, sondern das Ergebnis politischer Bildung und demokratischer Gesinnung!“ Dieses Zitat wird Theodor Heuss zugeschrieben, und er formulierte damit in den 1950er Jahren eine bis heute wirkende Triebfeder Politischer Bildung. Politische Bildung richtet sich an junge Menschen wie an Erwachsene. Sie will Wissen über gesellschaftliche und politische Zusammenhänge vermitteln, Orientierung ermöglichen, zur Mitwirkung und Mitgestaltung in der Demokratie anregen und die dazu notwendigen Kompetenzen vermitteln. Politische Bildung richtet sich an den Interessen und Bedürfnissen ihrer TeilnehmerInnen aus, verfügt über ein anregungs- und abwechslungsreiches Methoden- und Formaterepertoire, arbeitet international und interkulturell. Getragen wird sie von zahlreichen Vereinen und Verbänden, und der klassische Ort politischer Bildungsarbeit ist auch heute noch die Bildungsstätte.
Ein unsystematischer Streifzug über die Online-Plattformen eben dieser Bildungsstätten gibt einen Einblick in das Angebot und die Themenvielfalt: „Du warst dabei – Diskussion mit Zeitzeugen; Schule mitgestalten – SV Seminare für SchülerInnen“; „Mit der Kamera unterwegs, Spuren suchen im Stadtteil“; „Jetzt mal ganz ruhig – Ausbildung zum Streitschlichter“; „Deine Welt von Morgen – was geht, was kommt?“; „Menschenrechte gestern und heute“; „Demokratiewerkstatt Schule“; „Generation Wiedervereinigung“; „Konflikte verstehen – Haltungen entwickeln – Gewalt verhindern“; „Zukunft – nur mit uns!“; „Vielfalt statt Einfalt“; „Die Welt verändern – wir sind dabei!“; „Energie(w)ende?“; „Die Rolle der Staatssicherheit in der DDR“; „Gott und die Welt – Politik und Religion in Deutschland“; „Fußballfans gegen Diskriminierung – Rote Karte gegen Rechts“; „Ohne Angst verschieden sein“; „Ohne mich kein Wir“; „Radio Alte Feuerwache“; „Krise der Demokratie?“; „S-Bahn 1 – Vielfalt leben im Revier“...
Hinter diesen Titeln verbergen sich Seminare, Projekte und internationale Maßnahmen, und in einer ganzen Reihe von ihnen kommen künstlerische Mittel und Methoden zum Einsatz: Rollenspiele helfen beim Perspektivwechsel, in einer Fotoausstellung werden Projektergebnisse präsentiert, eigens gestaltete Plakate richten sich gegen rechte Tendenzen in der eigenen Stadt, ein selbst gedrehtes Video zeigt, wie Mobbing entsteht. Gerade Medien spielen eine herausragende Rolle in der politischen Bildungsarbeit, theaterpädagogische Methoden erfreuen sich bei TeamerInnen und TeilnehmerInnen großer Beliebtheit, aber auch Musik, Literatur, Spiel und sogar Bildende Kunst haben ihren festen Platz in der Politischen Bildung – ohne dass damit die Politische Bildung zur Kulturellen Bildung wird. Im Folgenden soll die Spezifik Politischer Bildung erläutert und anhand von Praxisbeispielen aufgezeigt werden, wie eine sinnvolle und gewinnbringende Verknüpfung beider Arbeitsbereiche gelingen kann.
Träger und Strukturen Politischer Bildung
Viele der klassischen Einrichtungen der Politischen Bildung, wie z.B. das wannseeFORUM in Berlin, die Stätte der Begegnung in Vlotho, die Frankenakademie Schloß Schney oder das Europahaus Marienberg, konnten in den letzten Jahren ihren 60. Geburtstag feiern. Sie wurden bereits kurz nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs mit dem Auftrag gegründet, durch Politische Bildung mit dazu beizutragen, das demokratische Bewusstsein vor allem junger Menschen zu entwickeln und mitzuhelfen, eine demokratische politische Kultur aufzubauen. Auf die Reeducation-Politik durch die Amerikaner folgten dann auch eigene deutsche Konzepte und Entwürfe einer politischen Bildungsarbeit, die einhergingen mit dem strukturellen Ausbau des Arbeitsfeldes.
Die überregional und bundesweit arbeitenden Träger der Politischen Bildung schlossen sich 1966 zum damaligen Arbeitsausschuss und heutigen Bundesausschuss Politische Bildung (bap) zusammen. Dem Bundesausschuss gehören heute über 30 Organisationen und Verbände an, darunter sind konfessionelle und gewerkschaftliche Träger ebenso wie die parteinahen Stiftungen oder überparteiliche Fachverbände wie der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB). Allerdings ist der bap bis heute ein loser Zusammenschluss ohne Rechtsform und eigene hauptamtliche Geschäftsstelle geblieben, im Vergleich mit anderen Bildungsbereichen, etwa der Kulturellen Bildung, ist dies eine deutliche Unterstrukturierung des Arbeitsfeldes, die sich vor allem in (finanziell) schwierigen Zeiten negativ bemerkbar macht, aber auch gemeinsame Projekt- und Konzeptentwicklungen erschwert.
Ein aktiver Bestandteil des Bundesausschuss ist die Gemeinsame Initiative der Träger politischer Jugendbildung GEMINI, in der diejenigen mitarbeiten, deren Schwerpunkt die politische Jugendbildung ist. Dazu gehören die Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke (aksb), der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB), der Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben (AL), der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV), die Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et) sowie der Verband der Bildungszentren im ländlichen Raum.
Nicht unerwähnt bleiben darf, dass neben den freien Trägern in den 1950er Jahren auch die Landeszentralen und die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gegründet wurden. Landeszentralen und Bundeszentrale arbeiten als staatliche Akteure bis heute eng mit den freien Trägern, also mit den zivilgesellschaftlichen Akteuren, zusammen und tragen gemeinsam mit ihnen Verantwortung für die politische Bildung der BürgerInnen.
Konzept und Aufgabe Politischer Bildung
Die geschilderte Heterogenität und Pluralität der Trägerlandschaft verweisen darauf, dass man von der Politischen Bildung eigentlich gar nicht sprechen kann. Wertegebundenheit, Leitbilder, Schwerpunkte, Themen, Methoden und Zielgruppen der Träger sind ausgesprochen vielfältig. Daher fällt es nicht leicht, ein gemeinsames Verständnis Politischer Bildung zu formulieren.
Im Jahr 2002/2003 wurde das Programm „Politische Bildung“ im Kinder- und Jugendplan des Bundes, also das Programm, aus dem die Träger der GEMINI auf Bundesebene gefördert werden, evaluiert. In der die Ergebnisse zusammenfassenden Publikation ist das gemeinsame Bildungsanliegen aller Träger kurz und knapp zusammengefasst mit den Worten: „Wissen vermitteln, Urteilsbildung ermöglichen, zur Mitwirkung anregen“ (Schröder 2004:27).
Diese auf den Punkt gebrachte Definition korrespondiert mit dem Bildungsauftrag, der sich aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) für die Jugendarbeit allgemein und als Teil von Jugendarbeit damit auch für die Politische Jugendbildung ableiten lässt. Daher findet sich dieser Dreischritt von „Wissen vermitteln, Urteilsbildung ermöglichen, zur Mitwirkung anregen“ auch in der Definition Politischer Bildung wieder, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bei der Förderung der entsprechenden Träger zugrunde legt:
„Politische Bildung soll jungen Menschen Kenntnisse über Gesellschaft und Staat, europäische und internationale Politik einschließlich der politisch und sozial bedeutsamen Entwicklungen in Kultur, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft vermitteln. Sie soll die Urteilsbildung über gesellschaftliche und politische Vorgänge und Konflikte ermöglichen, zur Wahrnehmung eigener Rechte und Interessen ebenso wie der Pflichten und Verantwortlichkeiten gegenüber Mitmenschen, Gesellschaft und Umwelt befähigen sowie zur Mitwirkung an der Gestaltung einer freiheitlich-demokratischen Gesellschafts- und Staatsordnung anregen“ (Kinder- und Jugendplan des Bundes KJP).
Auch wenn diese Definition aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes sicher nicht falsch ist, versprüht sie dennoch den angestaubten Charme eines Staatsbürgerkundeseminars. Eine angemessenere Definition moderner politischer Bildungsarbeit würde heute sicher anders formuliert. Im aktuell erschienenen Handbuch Außerschulische Jugendbildung gibt es dazu ein Angebot, das meiner Meinung nach tragfähig ist:
„Politische Jugendbildung ist die Unterstützung und Förderung von selbsttätigem Handeln durch pädagogisch reflektierte Angebote mit dem Ziel, sich mit den Angelegenheiten des demokratischen Gemeinwesens zu beschäftigen, sich selbst im Politischen zu verorten und auf diese Weise Zusammenhänge herzustellen“ (Schröder 2011:175).
Für die außerschulische politische Bildung bedeutet dieser Auftrag, dass sie sich nicht darauf reduzieren lässt, Wissen über politische Strukturen, Entscheidungen oder Ereignisse zu vermitteln, sondern dass sie, anknüpfend an den Interessen, Erfahrungen und Lebenswelten der Teilnehmenden, die Zusammenhänge zwischen der eigenen Lebenssituation und den gesellschaftlichen Bedingungen deutlich macht und Möglichkeiten zur politischen Artikulation und Mitgestaltung aufzeigt.
„Das Politische“, auf das sich Politische Bildung als ihren Gegenstand immer beziehen muss, meint also nicht nur staatliches Handeln (also die Politik), sondern die Art und Weise, wie Menschen gesellschaftlich miteinander verbunden sind. In Weiterentwicklung und auch Abgrenzung einer Institutionenkunde, die Wissen über Organisation und Verfasstheit von Staat und Politik vermitteln will, geht es in der Politischen Bildung um einen erfahrungs- und subjektgebundenen Politikbegriff. Es sollen die Berührungspunkte zwischen dem Einzelnen und politischen Entscheidungen sichtbar gemacht und die Erfahrung ermöglicht werden, dass Demokratie nicht nur ein politisches System ist, sondern auch im Alltag gelebt wird. Im Mittelpunkt eines so verstandenen Konzeptes Politischer Bildung stehen damit selbstständiges Lernen, Handlungsorientierung, Aktivierung und Lebenskompetenz.
Überschneidungsbereiche Kultureller und Politischer Bildung
Diese Begrifflichkeiten sind anschlussfähig an Konzept und Ziele Kultureller Bildung. Kulturelle Bildung will Fantasie und Kreativität fördern, die sinnliche Wahrnehmung schulen, die Gestaltungsfreude und Gestaltungsfähigkeit wecken. Die Besonderheiten der dabei zum Einsatz kommenden kulturellen Ausdrucksformen sind es, die auch die oben beschriebenen Anliegen der Politischen Bildung unterstützen: Sie knüpfen gerade bei Jugendlichen an deren eigene Kommunikationsformen und Ausdrucksweisen an, sie entsprechen den Wünschen und Erwartungen vor allem junger Menschen, sie ermöglichen einen spielerischen Zugang, sie erleichtern den Ausdruck von Gefühlen und Haltungen – wenn nötig auch ohne Worte –, sie ermöglichen eine schnelle Verständigung und Gemeinschaftsgefühl. Zudem erfordert der künstlerische Prozess den Perspektivwechsel und gibt die Chance, Gewohntes neu zu betrachten und „gegen den Strich zu bürsten“. Auf ihren Homepages haben zwei Träger der Politischen Bildung das für sie fruchtbare Zusammenwirken von Politischer und Kultureller Bildung wie folgt beschrieben:
„Für die EJBW [Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar] ist es wichtig, politische Themen auch mit kulturpädagogischen Methoden zu verknüpfen und mit neuen Angebotsformen zu experimentieren, um ein Lernen mit Kopf, Hand und Herz zu ermöglichen. Kulturpädagogik heißt, sich ganzheitlich einem Thema zu nähern, gesamtgesellschaftlich relevanten Fragestellungen nachzugehen und Konzepte zu entwickeln, die mit Mitteln der Kunst mögliche Antworten oder Standpunkte formulieren. Die Schwerpunkte in der EJBW liegen auf Theater- und Medienpädagogik.“
„Politische Bildung mit kultureller Bildung verbinden? Für das af [aktuelles forum nrw, Gelsenkirchen] stellt sich diese Frage nicht. Mittels kulturpädagogischer Methoden werden politische und gesellschaftliche Themen für alle greifbar und erlebbar. Um unterschiedliche Zielgruppen wie Jugendliche oder Erwachsene, bildungsnahe und -ferne Menschen gleichermaßen anzusprechen und aktivieren zu können, nutzt das af in seiner Bildungsarbeit kulturpädagogische Ansätze und Methoden, also Musik, bildende Kunst, Theater, Film und Tanz. In den Bildungsveranstaltungen werden auf diese Weise schöpferische Fähigkeiten und Kräfte der Teilnehmenden aktiviert und gefördert sowie Begegnungen geschaffen. In den Seminaren wird den Teilnehmenden Raum gegeben, sich und die anderen zu erfahren sowie ressourcenorientiert zu arbeiten.“
Erfahrungen aus der Praxis
Zwei Praxisbeispiele sollen darüber hinaus verdeutlichen, wie kreative Ausdrucksformen, künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten und kulturpädagogische Methoden genutzt werden können, um die Bildungsanliegen der Politischen Bildung zu unterstützen.
Das Europahaus Aurich wurde vor 50 Jahren als deutsch-niederländische Heimvolkshochschule gegründet mit dem Auftrag, über Grenzen hinweg das Zusammenleben von Menschen verschiedener Kulturen und Nationen zu verbessern und das friedliche Zusammenleben in Europa zu fördern. Die politische Bildungsarbeit im Europahaus steht unter der Prämisse, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen und Fragen nach Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität zu stellen. So auch bei einem bemerkenswerten Projekt „Maskentheater mit Obdachlosen“. Ziel dieses Projektes war es, Langzeitarbeitslose, Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, also diejenigen am Rande der Gesellschaft, für die Bildungsarbeit zu gewinnen und sie zu ermutigen und zu befähigen, Selbstbewusstsein zu entwickeln und ihre Rechte wahrzunehmen. Die Themen in den fünf aufeinander aufbauenden Workshops lagen dabei buchstäblich auf der Straße: Ausgrenzung und Teilhabe, Armut und Reichtum, Menschenrechte, soziale Ungleichheit und Chancengerechtigkeit, Akzeptanz und Vorurteile.
Ausgehend von dem, was die TeilnehmerInnen auf der Straße erlebt hatten, entstanden Rollenspiele und kurze Spielszenen. Die begleitende Theaterpädagogin unterstützte die Gruppe mit Übungen zu Mimik und Körpersprache. Aus Papier, Gips und Pappmaché entstanden zudem einfache Masken. Jeder Teilnehmende fertigte eine eigene Maske an, die ein Ausdruck des eigenen Selbst war und gleichzeitig Schutz und Sicherheit auf der Bühne bot. Dermaßen gut gerüstet trauten sich die Obdachlosen, öffentlich aufzutreten und auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Die positiven Erfahrungen dabei und der Austausch mit dem Publikum ermutigten die Teilnehmenden, beim anschließenden „Nationalen Treffen von Menschen mit Armutserfahrungen“ mitzuwirken und ihrem Recht auf Teilhabe Ausdruck zu verleihen.
Ein zweites Beispiel gibt einen Einblick in die politische Bildungsarbeit mit Jugendlichen: Handys sind aus dem Alltag von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Sie sind das zentrale Medium für die soziale Vernetzung: telefonieren, simsen, twittern, navigieren, Musik hören, spielen, fotografieren, filmen. Handys sind zu ständigen Begleitern geworden. Die 39 Auszubildenden, die für eine Woche ins wannseeFORUM nach Berlin gekommen waren, bestätigten diesen Eindruck. Ohne Handy, so die klare Ansage der jungen Erwachsenen, geht nichts, und spätestens alle zwei Jahre muss ein neues Gerät her. Im wannseeFORUM, einer Einrichtung der außerschulischen Jugendbildung, haben sie sich die Frage gestellt, ob das eigene Nutzungsverhalten mit Globalisierungsfragen in Zusammenhang steht. Hat das eigene Handy etwas mit dem Krieg im Kongo zu tun? Hat der Konsum immer neuer Geräte Auswirkungen in Afrika? Da Medien im Mittelpunkt der Seminarwoche standen, boten sie sich auch für die kreative Umsetzung an. Den inhaltlichen Anstoß gab der Film „Blutige Handys“, den alle Jugendlichen gemeinsam sahen. Im Anschluss machten sie sich daran, weitere Informationen zu recherchieren und zusammenzutragen. Sie interviewten ExpertInnen z.B. von german watch, besuchten Recyclinganlagen, informierten sich durch das Internet. Ihre Erfahrungen und Ergebnisse tauschten sie aus, um sich dann in Arbeitsgruppen aufzuteilen. Jede Arbeitsgruppe war gefragt, die je eigenen Erfahrungen mit den neu erworbenen Erkenntnissen in Verbindung zu bringen. Die Jugendlichen wählten künstlerische Formen der Auseinandersetzung, es entstanden ein Video, eine Fotostory, ein Hörspiel, ein Comic und ein Theaterstück. Unterstützt von einer Medienpädagogin und einer Theaterpädagogin war es das Ziel der Seminarwoche, die kreativ kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Medienkonsum zu fördern und Zusammenhänge zwischen dem eigenen Handeln und ökologischen, sozialen und menschenrechtlichen Problemen in anderen Teilen der Welt aufzuzeigen.
Zukunftsaufgabe: Zusammenarbeit verbessern
Kulturelle und Politische Bildung können unbestreitbar voneinander profitieren und tun dies auch, wie der kurze Einblick in die Praxis zeigt. Eine Zusammenarbeit bietet sich auch an, denn beide Arbeitsfelder liegen nah beieinander. Kulturelle und Politische Bildung sind Bestandteil der außerschulischen Bildung, beide sind aber auch eng mit Schule verbunden, da sie über Fächerpendants im formalen Bildungsbereich (hier Kunst, Musik, Darstellendes Spiel, dort Politik, Geschichte und Sozialkunde) verfügen. Sie legen ihrer Arbeit die Prinzipien der außerschulischen Bildung zugrunde, dies sind Freiwilligkeit, Partizipation, Lebensweltbezug und Stärkenorientierung. Beide Arbeitsbereiche schaffen mit ihren Angeboten die Möglichkeit, Kompetenzen zu erwerben, die zur Persönlichkeitsbildung beitragen. Dennoch sind Kulturelle und Politische Bildung nicht identisch, da ihre Ziele (siehe oben) verschieden sind, genauso wie ihr jeweiliger Sachgegenstand: hier Kunst und Kultur, dort Politik und das Politische. Dies ändert sich auch nicht durch den Einsatz künstlerischer Mittel und Methoden in der Politischen Bildung oder durch politische Themen in künstlerischen Projekten.
Kulturelle Mittel und Methoden sind aus der Politischen Bildung nicht mehr wegzudenken und bereichern diese in vielerlei Hinsicht. Aber interessanterweise schlagen sich die unbestreitbare Nähe der beiden Bildungsbereiche zueinander und ihre partielle Überschneidung kaum in ihren strukturellen Ausformungen nieder. Es gibt einige Träger vor Ort, wie das oben erwähnte wannseeFORUM in Berlin, die die gekonnte Verknüpfung Politischer und Kultureller Bildung als Alleinstellungsmerkmal ihr Eigen nennen können. Doch insgesamt ist das Wissen über das je andere Arbeitsfeld wenig ausgeprägt. Hier liegt eine zentrale Aufgabe für die Zukunft: der Ausbau der Zusammenarbeit und die Intensivierung der Kooperationen auf allen Ebenen, von der lokalen Einrichtung bis zum Bundesverband. Eine Zusammenarbeit, die ohne Übernahmeabsichten in die ein oder andere Richtung auskommen sollte, sondern zum gegenseitigen Nutzen und zur Bereicherung der Bildungsarbeit auf Austausch und Knowhow-Transfer setzten sollte.