Klassismus und Kulturelle Bildung

Grafik von Johanna Benz. Titel Geschmacklos, Klassismus und Kulturelle Bildung
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Klassismus beschreibt Ausschlüsse und Diskriminierungsformen aufgrund von Klassenherkunft oder -position. Diese zeigen sich in der Begrenzung der gesellschaftlichen Teilhabe auch im Kultur- und Bildungsbereich. Betroffen sind vor allem Menschen aus der Armuts- und Arbeiter*innenklasse oder Menschen aus bildungsbürgerlichfernen Kontexten. Eine klassismuskritische Kulturelle Bildung beschäftigt sich von daher mit der Reflexion von Zugängen und Zielgruppen, mit Angeboten und Ausbildungen in Kunst, Kultur oder Medien sowie mit Strategien von Selbstbildung und Empowerment.

In dreizehn Fachbeiträgen lenken Autor*innen den Blick auf das Potenzial klassismuskritischer (Analyse-)Perspektiven für die Kulturelle Bildung. Reflexionen aus Cultural Studies, Popkultur und Medien, Musik-, Theater-, Tanz-, Kunst- und Schreibpädagogik bieten Impulse für eine klassismussensible Kulturelle Bildung. Sie reflektieren strukturelle Rahmenbedingungen, problematisieren Bildungs- und Kulturkonzepte, beleuchten ihre eigene Arbeitspraxis und erkunden biografische Perspektiven.

Herausgeben wird das Dossier von Stefan Bast, Nadja Damm, Adrianna Hlukhovych, Kiwi Stefanie Menrath und Josefine Siebert unter redaktioneller Mitarbeit von Angela Dreßler und konzeptioneller Mitarbeit von Thomas Blum. Es basiert auf der gleichnamigen Online-Vortragsreihe des Clusters „Kulturelle Bildung & Diversität" des Netzwerks Forschung Kulturelle Bildung im Sommer- und Wintersemester 2022/23.

Klassismuskritische Reflexionen zu Theorie und Praxis Kultureller Bildung

Theorie / Diskurs

Von Stefanie Kiwi Menrath

Klassismuskritische Kulturelle Bildung vor dem Horizont der Cultural Studies. Warum »Zugang schaffen« keine Lösung, sondern das eigentliche Problem ist

Kulturelle Bildungsprojekte wollen häufig Zugänge schaffen. Aus klassismuskritischer Perspektive ist zu fragen: Zugang wozu? Der Beitrag problematisiert den affirmativen Kulturbegriff Kultureller Bildung als Teil von Klassenungleichheit. Er fordert, die enge Verwobenheit der ökonomischen und der kulturellen Dimension von Klassismus im Bereich der Kulturellen Bildung zu reflektieren und das Kulturverständnis radikal zu erweitern.

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Von Jan Niggemann

The State of Culture. Ist Kulturelle Bildung klassistisch? Eine kleine Übung in »negativer Befähigung«

Aus Perspektive der Cultural Studies wird das Konzept Kulturelle Bildung als Widerspruch in sich hinterfragt: Ist Kulturelle Bildung nur eine freundliche Geste, mit der die Unterordnung marginalisierter Gruppen erzwungen wird? Entlang der erkenntnisleitenden Bedeutung von Affekten untersucht der Autor, wie eine klassismuskritische Perspektive in der Kulturellen Bildung einer Pädagogik der Befriedung sozialer Konflikte zuarbeiten kann.

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Von Antje Winkler

Klassismus und Kulturelle Bildung im Kapitalismus. Ansichten eines Critical Friends aus postsozialistischer Perspektive

Der Beitrag ist eine Re-Lektüre des Dossiers Klassismus und Kulturelle Bildung. Die Autorin füllt mit ostdeutscher Perspektive und kapitalismuskritischer Kontextualisierung eine Leerstelle des Diskurses. Sie reflektiert: Was bedeutet Klassismus in Ostdeutschland? Was sind die postsozialistischen Potenziale Kultureller Bildung? Warum dominiert nach über 30 Jahren immer noch ein westdeutsches Paradigma und wie könnte dieses paradigmatische Verhältnis zum neuen Aufgabenfeld einer Kulturellen Bildung für alle werden?

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Schulische und außerschulische Bildung

Von Tanja Abou

Wer hat Angst vorm Blockflötenproletariat? Elitensicherung, Klassismus und die (Un-)Begrenztheit des Sagbaren

Am Beispiel der 2010 gescheiterten Bildungsreform in Hamburg übersetzen Text und Comic, wie die strukturelle Undurchlässigkeit des Bildungssystems mit klassistischen Bildern auf vermeintliche klasseninhärente Kulturpraxen reduziert wird. Deutlich wird, wie scheinbar harmloses Vorgehen Klassismus normalisiert und wie notwendige Beteiligungs- bzw. Gegenstrategien aussehen können.

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Körper- und biographische Praktiken

Von Stefanie-Lahya Aukongo, Nadja Damm

»Es gibt zu wenig Bühnen für meine Leute.« Gespräch mit Lahya Aukongo über die heilende Kraft von Spoken Word und Poetry

Wie lässt sich Klassismus mit Spoken Word und Kreativem Schreiben aufbrechen? Und welche Rolle spielt dabei die intersektionale Verschränkung von Klassismus mit anderen sozialen Ungleichheitsverhältnissen? Nadja Damm, Mitherausgeberin des kubi-online Dossiers zu Klassismus, spricht mit der Autor*in und Künstler*in Lahya Aukongo über befreiende Poesiearbeit und die Intersektion von Klassismus mit anderen Diskriminierungsformen.

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Popkultur und Medien

Von Jonas Engelmann

„A rich man’s world“. Klassismus und (Pop-)Kulturelle Bildung

Klasse als Thema taucht in Popmusik und HipHop in vielerlei Gestalt auf: Ob als Zufluchtsort, sozialrealistische Beschreibung, Utopie- oder Imaginationspraktik oder als ausdrückliche Kritik intersektionaler Diskriminierungsformen. Anhand von zahlreichen Beispielen untersucht und diskutiert Jonas Engelmann diese Topoi als Ausgangsmaterial für Anleitende der (szeneorientierten) Jugendkulturarbeit.

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Von Christian Huberts

Insert Coin? Computerspiele und Klassismus (Videovortrag)

Computerspiele bedienen als Massenkultur unterschiedlichste Interessen. Aus klassistischer Perspektive zeigen sich in der Konzeption und Darstellungsweise von Mainstream-Games diskriminierende Stereotypisierungen und strukturelle Verzerrungen. Entlang von zahlreichen Beispielen gibt der Videovortrag Einblick in die Reproduktionsmechanismen sozialer Abwertung und neoliberaler Aufwertung als »part of the game« in der Welt der Computerspiele.

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Vorankündigung >> Bis Ende 2024 ist die Veröffentlichung weiterer Beiträge von den Herausgeber*innen dieses Dossiers vorgesehen.

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