„Was ist guter Kunstunterricht?“ – Ein Gespräch mit Prof. Diemut Schilling und Verena Freytag
Abstract
So wenig die Frage nach dem „guten“ Unterricht rezeptartig zu verhandeln ist, ist auch die Qualität von Kunstunterricht per se darstellbar. Dabei benötigt die Initiierung ästhetischer Prozesse allerdings im Vergleich zu Fächern wie Mathe oder Deutsch ein höheres Maß an Offenheit, Flexibilität und Individualisierung sowie die Bereitschaft von Lernenden wie Lehrenden, sich auf Ergebnisoffenheit einzulassen (vgl. Freytag/ Mutschall/Voss 2019; Rakoczy/Wagner/Frick 2021). Die in der empirischen Unterrichtsforschung diskutierten Merkmale „guten Unterrichts“ (vgl. z.B. Helmke 2006; Lipowsky 2007) lassen sich somit nur bedingt als (Qualitäts-)Kriterien für ästhetische Prozesse in den künstlerischen Fächern anwenden. Kunstunterricht kann ästhetische Erfahrungs- und Möglichkeitsräume eröffnen und individuelle ästhetisch-künstlerische Bildungsprozesse von Schüler*innen anregen und begleiten. Dazu gibt es in der fachdidaktischen Literatur zahlreiche Anregungen. Kirchner und Kirschenmann (2015) formulieren beispielsweise zentrale Elemente didaktischen Handelns und Peez (2012/13) konstatiert, dass ästhetische Erfahrungen und kunst- bzw. bildspezifische Kompetenzen mittels verschiedener kunstdidaktischer Konzepte zu erreichen seien. Kein Konzept an sich stehe für fachdidaktische Qualität.
Das vorliegende Interview verhandelt schlaglichtartig Fragen zur Initiierung ästhetisch-künstlerischer Prozesse im Fach Kunst. Prof. Diemut Schilling stellt in dem Interview unter anderem dar, wie sich klassische Zuschreibungen von Schüler*innen im Kunstunterricht wie „Ich bin nicht begabt“ oder „Zeichnen konnte ich noch nie“ über Aufgabenstellungen vermeiden lassen. Für Schilling beginnt Kunstunterricht bereits in der Grundschule mit philosophischen Fragen an Wirklichkeit und an die eigene Position in der Welt.
Der Podcast "Moment: Aufnahme! – Gespräche zur Ästhetischen und Kulturellen Bildung" beleuchtet verschiedene Perspektiven auf Ästhetische und Kulturelle Bildung. Die Reihe wurde am Fachgebiet Ästhetische Bildung und Bewegungserziehung an der Universität Kassel zu Beginn des Lockdowns als Ergänzung zur digitalen Lehre entwickelt und wird seit dem in regelmäßigen Abständen fortgeführt. In dem Podcast diskutieren Personen aus den Bereichen Kunst, Kultur und Bildung aktuelle Themen der Kulturellen Bildung und geben Einblicke in ihre Arbeit. Themen sind beispielsweise die Kulturvermittlung an Museum, die Regiearbeit im Kinder- und Jugendtheater und choreografische Prozesse im modernen Tanztheater.
Konzeption und Durchführung der Interviews verantwortet Dr. Verena Freytag, Professorin für Ästhetische Bildung und Bewegungserziehung an der Universität Kassel. Sie lehrt dort im bildungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudium im Grundschullehramt. Sie ist Expertin für Ästhetische Bildung und Tanzpädagogik und engagiert sich für die Weiterentwicklung der ästhetisch-kulturellen Bildung in der Lehrer*innenbildung.
Diemut Schilling ist Bildhauerin und Professorin für Zeichnung und Druckgrafik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft. Sie lebt in Wuppertal und ist Mitglied im Rat für Kulturelle Bildung.
Der Podcast "Moment: Aufnahme! – Gespräche zur Ästhetischen und Kulturellen Bildung" beleuchtet verschiedene Perspektiven auf Ästhetische und Kulturelle Bildung.