Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen: Vorstellung der Forschungsvorhaben der BMBF-Förderrichtlinie

Artikel-Metadaten

von Nina Kolleck, Martin Büdel

Erscheinungsjahr: 2020

Abstract

Während Kulturelle Bildung in den letzten Jahren in strukturstarken Regionen und Städten einen qualitativen und quantitativen Aufschwung erfuhr, wird das Thema in vielen ländlichen und peripheren Räumen oft vernachlässigt. Diese Vernachlässigung zeigt sich ebenfalls in wissenschaftlichen Studien. So wurden beispielsweise Angebote Kultureller Bildung in ländlichen Räumen bislang selten empirisch untersucht. Als Reaktion auf dieses Forschungsdesiderat fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Kontext des Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung seit Dezember 2019 insgesamt 21 Forschungsprojekte mit 12,1 Mio. Euro. In 13 Einzelvorhaben, sieben Verbundvorhaben und einem Metavorhaben werden auf Grundlage eines breiten Methodenrepertoires sozial-, kultur- und bildungswissenschaftlicher Fächer unterschiedliche Aspekte des Förderschwerpunkts beleuchtet. Im vorliegenden Beitrag stellen wir die wesentlichen Themen, Fragestellungen und Forschungsansätze der an der Förderrichtlinie beteiligten Projekte vor.

Einleitung

Das deutsche Bildungssystem ist von regionalen Disparitäten geprägt, die sich ebenfalls im Bereich der Kulturellen Bildung niederschlagen (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012). In strukturstarken Regionen und Städten erfuhr das Thema der Kulturellen Bildung in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit, während ländliche und periphere Regionen eher vernachlässigt wurden (vgl. Bender, Kolleck, Lambrecht, Heinrich 2019). Dabei werden diese Regionen nicht selten zu den Verlierern im deutschen Bildungssystem gezählt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2016; 2018). Zuletzt verwies unter anderem der Teilhabeatlas Deutschland 2019 auf die ungleiche Verteilung von Bildungschancen, die sich insbesondere in strukturschwachen Regionen zeigen (Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung & Wüstenrot-Stiftung 2019).

Kulturelle Bildung kann dazu beitragen, Menschen aus unterschiedlichen sozialen Lagen oder kulturellen Hintergründen zu erreichen. So kann Kulturelle Bildung Teilhabechancen ermöglichen und positiv auf Demokratisierungsprozesse wirken (Fietz 2009). Nicht zuletzt ist gerade die Demokratiebildung darauf angewiesen, dass Kinder und Jugendliche jeglicher Herkunft und mit unterschiedlichen Voraussetzungen involviert werden. Bildung bezieht sich dabei ebenfalls auf Selbstbildung und Bildung zur Mündigkeit. Kultur ist nicht nur ein zentrales Moment, sondern eröffnet diverse Anknüpfungspunkte und partizipative Formate (Detjen 2009).

Die Förderrichtlinie Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat das Ziel, zu einer bildungs-, sozial- und kulturwissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit der Rolle der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen beizutragen und den aktuellen Forschungsstand substantiell fortzuentwickeln. Die bewilligten Forschungsvorhaben untersuchen anhand qualitativer, quantitativer und theoretischer Designs unterschiedliche Fragestellungen, Rahmenbedingungen und Dimensionen Kultureller Bildung in diversen ländlichen Räumen unterschiedlicher Regionen Deutschlands.

Der vorliegende Beitrag stellt erstens die Förderrichtlinie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Kontext des Rahmenprogramms empirische Bildungsforschung vor. Anhand der Projektskizzen wird im zweiten Abschnitt ein Überblick über Themen, theoretische und methodische Designs und Fragestellungen der gesamten Förderrichtlinie gegeben. Darauf aufbauend werden die geförderten Projekte kurz dargestellt. Der letzte Abschnitt fasst zentrale Aspekte zusammen und wirft einen Blick auf mögliche Weiterentwicklungen im Forschungsfeld.

Die Förderrichtlinie Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen

Die Förderrichtlinie „Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ ist Teil des zweiten Rahmenprogramms „Empirische Bildungsforschung“ des BMBF. Sie bildet eine wichtige Erweiterung des Rahmenprogramms, insbesondere in Bezug auf den bereits laufenden Forschungsschwerpunkt „Digitalisierung in der Kulturellen Bildung“ (vgl. Lisa Unterberg „Überblick: Forschungsvorhaben zur Digitalisierung in der Kulturellen Bildung"), indem die empirische Fundierung und interdisziplinäre Ausweitung der Forschung zu Kultureller Bildung (vgl. Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss „Kulturelle Bildung aus der Perspektive der Wissenschaft in Forschung und Lehre") auf den Kontext ländlicher Räume übertragen wird.

Im Rahmen der neuen Richtlinie werden Vorhaben gefördert, „die sich durch einen bildungswissenschaftlich fundierten und in den Diskursen kultureller Bildung verankerten Forschungsansatz auszeichnen und auf der Grundlage einschlägiger Theoriebildung die spezifische Situation in ländlichen Räumen […] empirisch untersuchen“ (BMBF 2019). Die Forschungsprojekte verfolgen meist interdisziplinäre Perspektiven und verbinden verschiedene Ansätze aus Bildungs-, Kultur-, Kunst- oder Sozialwissenschaften. Zudem sind die Forschungsprojekte durch die Ausschreibung dazu aufgerufen, die Praxis aus den untersuchten Feldern im Sinne einer „community of practice“ bzw. „community of research“ systematisch mit einzubeziehen und von der Forschung profitieren zu lassen. Inhaltlich stehen dabei drei Themenbereiche im Mittelpunkt:

  • Inhalte, Gegenstände und Vermittlung Kultureller Bildung unter Berücksichtigung der kontextbezogenen Eigenheiten ländlicher Räume
  • Rahmenbedingungen für kulturelle Bildungsarbeit in ländlichen Räumen, zum Beispiel in Bezug auf regionale, demographische und ökonomische Faktoren
  • Gesellschaftliche Dimensionen wie beispielsweise die Rolle Kultureller Bildung bei der Herausbildung oder Transformation lokaler Identitäten oder Herausforderungen für Bildungsarbeit durch den demographischen Wandel.

Das Fördervolumen für die gesamte Projektlaufzeit der Förderrichtlinie von 2019 bis 2024 beträgt rund 12,1 Millionen Euro. Die meisten der bewilligten Forschungsvorhaben haben gegen Ende des Jahres 2019 begonnen. Unter den insgesamt 21 Forschungsprojekten befinden sich 13 Einzelvorhaben und 7 Verbundvorhaben mit 15 Teilprojekten sowie ein Metavorhaben.

Die Förderrichtlinie baut auf der Annahme auf, dass eine Bestandsaufnahme und Vernetzung sowie eine systematische wissenschaftliche Aufarbeitung des aktuellen Forschungsstands förderlich für eine langfristig erfolgreiche kulturelle Bildungsarbeit in ländlichen Räumen sind. Als Teil der Förderrichtlinie wurde deshalb ein Metavorhaben eingerichtet – ein Format, das sich in anderen Förderrichtlinien des Rahmenprogramms bereits bewährt hat. Im Kontext der Förderrichtlinie „Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ unterstützt das Metavorhaben die Einzelprojekte in den drei Zielbereichen: Monitoring, Transfer und Forschung. Im Bereich der Forschung werden die Erkenntnisse und Ergebnisse der Einzelprojekte und eigene Expertisen zusammengeführt, die Einzelprojekte sowie weitere internationale und nationale Expert*innen vernetzt, der Anschluss an die nationale und internationale Forschungslandschaft abgesichert sowie die nationale und internationale Sichtbarkeit gestärkt. Auf der Basis eines systematischen Reviews, quantitativer Analysen von Sekundärdaten vorhandener Datenbestände sowie der Entwicklung eines theoretischen Rahmens werden Forschungsfragen und Ideen für die Weiterentwicklung des Forschungsfeldes generiert. Zudem wird der Aufbau von Strukturen und Netzwerken in dem trans- und interdisziplinären Feld gefördert. Dies soll unter anderem durch mindestens jährliche Vernetzungstreffen, Workshops, Beiratssitzungen, Weiterbildungen und Veranstaltungen sichergestellt werden (siehe hierzu auch die Homepage des Metavorhabens).

Ausrichtung, Themen und Fragestellungen der Forschungsvorhaben

Die Forschungsvorhaben der Förderrichtlinie nähern sich den in der Ausschreibung formulierten Themenschwerpunkten anhand unterschiedlicher disziplinärer Perspektiven, theoretischer und methodischer Designs, thematischer und regionaler Schwerpunktsetzung sowie Praxisorientierung bzw. Transdisziplinarität.

Neben empirischer Bildungsforschung und Erziehungswissenschaft sind zahlreiche weitere sozial-, kultur- bzw. geisteswissenschaftliche Disziplinen wie u.a. Theaterwissenschaften, Soziologie, Psychologie, Politikwissenschaft, Humangeographie, Kommunikationswissenschaften und Europäische Ethnologie vertreten.

Entsprechend divers sind das Methodenrepertoire der Forschungsvorhaben und die Auswahl und Skalierung der von ihnen untersuchten geographischen Räume. So konzentriert sich ein Teil der Forschungsprojekte auf einzelne Bildungseinrichtungen, Dorfgemeinden oder Landkreise und arbeitet dabei überwiegend mit rekonstruktiven und qualitativen Methoden der Kultur- und Sozialforschung. Andere Forschungsvorhaben analysieren regionale Strukturen und Netzwerke oder vergleichen die Situation Kultureller Bildung in ländlichen Räumen in verschiedenen Regionen, indem sie quantitative Daten erheben oder auf vorhandene Datenbestände zurückgreifen. Experimentelle und intervenierende Designs sind ebenfalls in der Förderrichtlinie zu finden.

Nicht zuletzt zeichnen sich sämtliche Forschungsvorhaben durch einen engen Austausch mit den untersuchten Praxisakteur*innen, Bildungseinrichtungen und Kulturinstitutionen aus und verfolgen das Ziel, anhand ihrer Untersuchungen einen Beitrag für die die Praxis zu leisten.

Die Fragestellungen und Untersuchungsfelder der Forschungsprojekte greifen die in der Ausschreibung der Förderrichtlinie formulierten Themenbereiche auf. Für eine erste, noch vorläufige Zuordnung der Forschungsvorhaben, lassen sich fünf zentrale Bereiche ausmachen:

  • Strukturen und Netzwerke
  • Identität/Identifikation, Zugehörigkeit und sozialer Wandel
  • lokale und individuelle Prägungen in ihrem Verhältnis zu Angebotsstrukturen
  • Kinder und Jugendliche als Zielgruppe
  • Orte Kultureller Bildung.

Die geförderten Einzel- und Verbundvorhaben adressieren meist mehrere der genannten Bereiche. Die Zuordnung orientiert sich an bestimmten Schwerpunktsetzungen der Projekte und ist lediglich als Vorschlag im Rahmen dieses Überblicks zu verstehen. Eine tatsächliche theoretische Einordnung wird erst sukzessiv mit der Weiterentwicklung der Forschungsvorhaben möglich sein. 

Strukturen und Netzwerke

In strukturschwachen ländlichen Räumen versprechen kulturelle Bildungsangebote die Verbesserung der Zugangs- und Teilhabechancen (vgl. z.B. Siglinde Lang „Raum im Raum schaffen. Kunst, Ortsspezifität und Teilhabe als Ingredienzen kultureller Entwicklungsprozesse"). Strukturen und Netzwerke sind demnach zentrale Momente für die Förderung der Zugangs- und Teilhabechancen im Bildungsbereich (vgl. Kolleck 2020). Dies kann ebenfalls für das Handlungsfeld der Kulturellen Bildung angenommen werden.

Das Einzelvorhaben „Strukturierungsprozesse und Angebotsstrukturen der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen“ an der Leibniz Universität Hannover (Projektleitung: Prof. Dr. Steffi Robak) untersucht Kulturelle Bildung in vier ländlichen Regionen in Niedersachsen: Ostfriesland, Weser-Elbe-Dreieck, Wendland, Harz. Die Studie fragt unter anderem: ‚Welche institutionellen Strukturen sich zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren der Kulturellen Bildung herausgebildet haben‘. Zudem sollen die sich in den Strukturen entwickelnden Planungsprozesse ausgelotet werden. Dabei stehen Aspekte wie regionale Spezifika, Netzwerkstrukturen sowie raum-, kultur- und bildungsspezifisches Wissen im Mittelpunkt des Interesses. Methodisch wird auf Soziale Netzwerk- und Akteursanalysen zurückgegriffen. Persönliche Interviews mit dem pädagogisch-kulturellen Personal sollen zudem Aufschluss über die Planungsprozesse geben.

Mit Möglichkeiten der Publikumsbindung und -gewinnung für Theaterangebote in ländlichen Räumen Südniedersachsens befasst sich das Verbundvorhaben „Theater im Off – Publikumsforschung des Theaterangebots in Südniedersachsen als Basis für Strategien des Audience Development in peripheren Räumen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Mandel und Prof. Dr. Kilian Bizer). Ein Fokus des Forschungsprojekts an den Universitäten in Göttingen und Hildesheim liegt auf wirtschafts- und kulturpolitischen Fragestellungen. Es werden Angebotsstrukturen professioneller und amateurbasierter Theater untersucht. Dabei wird u.a. in den Blick genommen, wie Amateurtheater durch die Weitergabe von Wissen und durch Kooperationen mit professionellen Theatern profitieren.

Rahmenbedingungen für die Etablierung von Bildungsnetzwerken stehen im Fokus des Verbundvorhabens „PaKKT: Passungsverhältnisse Kultureller Bildungsnetzwerke und Kultur(en) in ländlichen Räumen im Kontext sozialer Teilhabe“ (Projektleitung: Prof. Dr. Saskia Bender und Prof. Dr. Nina Kolleck). Das übergeordnete Ziel des Projekts, das an den Universitäten Bielefeld und Leipzig angesiedelt ist, besteht in der Klärung der Rolle der Kulturellen Bildung in Bezug auf die Bewältigung von Integrationsherausforderungen post- bzw. spätmoderner Gesellschaften. Insbesondere sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, welcher Rahmenbedingungen (situativ, personell, institutionell, strukturell) es bedarf, um angesichts anzunehmender differenter sozial-kultureller Passungsverhältnisse im Feld der ländlichen Kulturellen Bildung langfristige kulturelle Bildungsnetzwerke und -kooperationen zu etablieren.

Das Einzelvorhaben „Kulturelle Bildungs-Landkarten – Visuelle sozialräumliche Netzwerkanalyse kooperativer Kultureller Bildung in ländlichen Räumen im Vergleich“ (Projektleitung: Prof. Dr. Ulrike Stutz) an der Universität Erfurt nähert sich Netzwerken Kultureller Bildung in drei Landkreisen Nordthüringens. Anhand von Erhebungen mittels einer eigenen Webseite werden Rahmenbedingungen, Ausstattungen oder Kooperationseffekte von Bildungsprojekten vergleichend in den Blick genommen. Diese werden darüber hinaus anhand eines eigens entwickelten ‚Index Kulturelle Bildung‘ eingeordnet. Durch dieses ‚Online-Mapping‘ und vertiefende ethnographische Forschung werden die Strukturen in den ausgewählten Landkreisen beleuchtet.

Identität, Zugehörigkeit und sozialer Wandel

Kulturelle Bildung ist eingebettet in soziale Interaktionen sowie orts- oder lokalspezifische Ausprägungen sozialen Wandels und kultureller Reproduktionsprozesse, die zeitweise Strukturen und Praxisformen verfestigen (vgl. Bourdieu 1987). Dazu zählen beispielsweise die Tradierung von Wissen oder die Herausbildung und Etablierung von Zugehörigkeiten, Stereotypen oder Stigmatisierungen. Angesicht der aktuellen Tendenzen gesellschaftlicher Polarisierung, der Herausforderungen soziökonomischen Wandels und der Kämpfe um die Deutungshoheit über kulturelle Formen (vgl. Reckwitz 2019; Bröckling 2019), ist anzunehmen, dass sich Akteur*innen Kultureller Bildung in ländlichen Räumen derzeit mit neuartigen Herausforderungen konfrontiert sehen. Diesen Aspekten wenden sich vier weitere Projekte der Förderrichtlinie zu.

An der Kunstakademie Düsseldorf suchen die beteiligten Wissenschaftler*innen des Forschungsvorhabens „WasteLand? Ländlicher Raum als Affektraum und Kulturelle Bildung als Pädagogik der Verortung“ (Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Althans) nach Antworten auf die Frage, wie sich Gefühle der Zugehörigkeit in ländlichen Gemeinwesen herausbilden. Dabei interessieren sich die Forscher*innen insbesondere für Veränderungen durch Globalisierung. Mit Ansätzen aus qualitativ-ethnografischer, kulturwissenschaftlicher und künstlerischer Forschung sollen u.a. Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wie Kulturelle Bildung die Veränderung von Zugehörigkeitsgefühlen begleitet und beeinflusst. Ausgangspunkt der Forschung sind drei kulturvermittelnde Institutionen: ein Museum für Gegenwartskunst, eine Akademie für Landschaftskommunikation und ein Theater. Diese werden in den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg ausgewählt und in ihrer Organisationsform und Vermittlungspraxis untersucht.

Eine ähnliche Richtung schlägt das Forschungsprojekt „HeimatWeltBühne. Amateurtheater in peripheren Räumen Ostdeutschlands“ (Projektleitung: Prof. Dr. Günther Heeg) am Centre of Competence for Theatre an der Universität Leipzig ein. Die Leipziger Theaterwissenschaftler*innen werden im Rahmen ihrer Forschung sechs Vereine und Kulturzentren in Brandenburg und Sachsen begleiten. Im Mittelpunkt ihres Erkenntnisinteresses steht die vermittelnde Praxis von Amateurtheatern in einer als transkulturell gedachten kulturellen Bildungspraxis. Das Forschungsvorhaben fragt nach strukturellen Bedingungen der Theaterarbeit sowie nach den Intentionen der beteiligten Akteur*innen. Insbesondere geht es um die Beantwortung der Frage, ob sich in den Aktivitäten der Amateurtheater Bemühungen um eine weltoffene Vorstellung von Heimat verwirklichen lassen.

In dem Forschungsvorhaben „Tradierung – Vergewisserung – Doing Identity. Eine empirische Analyse kultureller Bildungs- und Handlungspraxen in sehr peripheren Räumen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Marc Redepenning und Prof. Dr. Julia Franz) vereinen die Forscher*innen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg Perspektiven aus Geographie, Erziehungswissenschaften und Europäischer Ethnologie. In zwei Gemeinden Oberfrankens wird die Bedeutung lokaler, tradierter Formen Kultureller Bildung für die Identität und das Zugehörigkeitsempfinden der Bewohner*innen untersucht. Das Forschungsprojekt geht von dem Befund aus, dass ländliche Räume zu häufig mit negativen Bildern konnotiert und mit verschiedenen Arten des Mangels in Verbindung gebracht werden (Stichwort: Abwanderung junger Menschen, zunehmend älter werdende Bevölkerung). Vor diesem Hintergrund soll im Rahmen des Forschungsprojekts untersucht werden, wie sich Handlungen der Tradierung und Identitätsbildung vollziehen und in der Kulturellen Bildung aufgegriffen werden können.

Das Verbundprojekt „Kulturelle Bildung und ländliche Entwicklung“ (Projektleitung: Prof. Dr. Stephan Beetz und Prof. Dr. Steffen Kolb) an der Hochschule Mittweida und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin interessiert sich ebenfalls für regionale Identitäten. Im Mittelpunkt der beiden Teilprojekte steht die Frage, wie Kulturelle Bildung sozialen Wandel begleitet und zudem die Erfahrung von Selbstwirksamkeit von Menschen in ländlichen Räumen in Sachsen stärken kann. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, analysieren die Autor*innen Repräsentationen ländlicher Räume in öffentlichen Diskursen. Die beiden Teilprojekte gehen dabei auf Problembereiche sozialen Wandels ein und interessieren sich dafür, wie Kulturelle Bildung diese Prozesse begleiten und aufnehmen kann.

Lokale und individuelle Prägungen im Verhältnis zu Angebotsstrukturen

Angebote Kultureller Bildung sind in lokale Strukturen eingebettet und abhängig von individuellen Prägungen sowie individuellen Bedürfnissen. Der Ebene „lokale und individuelle Prägungen im Verhältnis zu Angebotsstrukturen“ wenden sich drei weitere Forschungsprojekte der Förderrichtlinie zu.

Das Forschungsprojekt „Ma-ma-Märchenprinz: Kulturelle Bildungsarbeit im ländlichen Raum – Untersuchung personenbezogener, sozialraumbezogener und angebotsbezogener Einflussfaktoren“ (Projektleitung: Prof. Dr. Ulrich Frick und Prof. Dr. Katrin Rakoczy) an der Hochschule Döpfer verfolgt das Ziel, die kulturellen Bildungsangebote in den ländlich geprägten Landkreisen Dachau und Cham in Bayern zu untersuchen. Zu diesem Zwecke werden die Nutzer*innen nach ihren Vorlieben und Beweggründen für die Teilnahme an Angeboten wie zum Beispiel Chorgesang oder im Bereich der Bildenden Künste befragt. Zudem untersucht das Projekt mittels psychologischer Verfahren, wie die Teilnehmer*innen die spezifische Qualität der Angebote erleben und vergleicht diese Daten in Kontrollverfahren mit der allgemeinen Bevölkerung der Landkreise. Ziel ist es, biographische Einflüsse zu bestimmen, die möglicherweise die Teilnahme an kulturellen Bildungsangeboten beeinflussen und Praxisakteuren Erkenntnisse darüber bereitzustellen, wie die spezifischen Interessen der Zielgruppen in Planungen Kultureller Bildung mit einbezogen werden können.

Das an der Universität Würzburg und der Hochschule für Musik in Würzburg angesiedelte Verbundprojekt „Kulturelle Bildung und ihre Netzwerke. Akteure, ihre Erfahrungen und Verbindungen als Erfolgsfaktoren von (kultureller) Teilhabe in peripheren Räumen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Lehmann, Prof. Dr. Jürgen Rauh und Dr. Johannes Hasselborn) geht aus von der Annahme der Relevanz sozialer Beziehungen zwischen den in Bildungsangebote involvierten Akteur*innen sowie der Kooperation mit Teilnehmenden und Interessierten. Kulturelle Bildung ist aus dieser Perspektive eingebettet in soziale Beziehungen, die wiederum die Handlungen von Kulturschaffenden, Kulturvermittelnden und den Teilhabenden kultureller Bildungsangebote beeinflussen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Entstehung, Struktur und Bedeutung von Akteursbiographien und -netzwerken in ländlichen Räumen. Methodisch greift das Projekt vor allem auf Verfahren der Sozialen Netzwerkanalyse zurück.

Die Panelstudie „Kulturelle Bildung und Kulturpartizipation in Deutschland II“ (Projektleitung: Prof. Dr. Gunnar Otte) an der Universität Mainz baut auf den Ergebnissen einer Studie zu Kultureller Bildung und Kulturpartizipation in Deutschland aus dem Jahr 2018 auf. Anhand eines Paneldesigns wird der in der ersten Studie entwickelte Fragebogen erneut im Rahmen standardisierter persönlich-mündlicher Interviews eingesetzt. Die Studie wird durch ein professionelles Sozialforschungsinstitut unterstützt und verfolgt drei übergeordnete Ziele: 1. die Gewinnung weiterer Informationen mittels der zweiten Erhebungswelle mit dem Ziel der Theorieentwicklung und der besseren Erklärung von Kulturpartizipation, 2. die Prüfung der Vorhersagekraft der bereits 2018 ermittelten kulturellen Kompetenzen hinsichtlich des gegenwärtigen Kulturverhaltens und 3. Die Entwicklung bzw. Stabilität individueller Kulturpartizipation in Abhängigkeit biografischer Lebensereignisse.

Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in ländlichen Räumen

Kinder und Jugendliche sind zentrale Akteur*innen kultureller Bildungsangebote – auch in ländlichen Räumen. Demnach spielt diese Akteurs- und Zielgruppe in vielen der beteiligten Forschungsvorhaben mehr oder weniger direkt eine Rolle. Explizit aufgegriffen wird ihre Rolle in fünf weiteren geförderten Projekten der Förderrichtlinie.

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Das Spektrum von kulturbezogenen Angeboten an Schulen im ländlichen Raum und ihr Einfluss auf die regionale Bindung von Heranwachsenden“ (Projektleitung: Prof. Dr. Heike Ackermann und Dr. Michael Retzar) setzen sich Wissenschaftler*innen an der Philipps-Universität Marburg mit schulischen Angeboten zur regionalen Kunst und Kultur und den regionalen Bindungen von Kindern und Jugendlichen auseinander. Das Projekt basiert auf der Annahme, dass Schulen eine zentrale Funktion für die Teilhabe junger Menschen an Kunst und Kultur in ländlichen Räumen zukommt. Mittels Kunst und Kultur in Schulen könne u.a. die regionale Identifikation der Kinder und Jugendlichen in strukturschwachen Regionen gestärkt werden. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt das Ziel, die Wirkungen von Kulturangeboten sowie die ästhetischen und künstlerischen Strategien in unterschiedlichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern zu untersuchen.  

Wirkungszusammenhänge kultureller und insbesondere künstlerischer Bildungspraktiken untersucht ebenfalls das Forschungsvorhaben „OFFENE KUNST-Praxis als nachhaltiges Angebot der kulturellen Bildung im ländlichen Raum“ (Projektleitung: Prof. Dr. Ines Seumel) an der Universität Leipzig. Die Mitarbeiterinnen des Institutes für Kunstpädagogik analysieren die Bedingungen, Verläufe, Erfolge und Herausforderungen sowie prinzipielle Wirkungszusammenhänge gestalterischer Prozesse in ländlichen Räumen in Nordsachsen und im Landkreis Leipzig. Dabei werden Kinder und Jugendlichen im Sinne eines partizipativen Designs aktiv in die Durchführung des Forschungsprojektes involviert. Unter anderem wird ihnen die Möglichkeit gegeben, selbst künstlerisch forschend oder gestaltend in ihren Regionen Wirkung zu entfalten und längerfristige Gestaltungsprozesse mit anzuregen.

Das Verbundvorhaben „Kulturell-musische Bildung für Jugendliche des ländlichen Raums“ (Projektleitung: Prof. Dr. Cathleen Grunert und Prof. Dr. Birgit Reißig) der Außenstelle des Deutschen Jugendinstituts in Halle (Saale) und der Martin-Luther-Universität Halle interessiert sich für die Möglichkeiten Kultureller Bildung im Jugendalter im Altmarkkreis Salzwedel sowie in der Mecklenburgische Seenplatte. Insbesondere sollen Antworten auf die Frage gefunden werden, in welchem Verhältnis die Besonderheiten ländlicher Regionen zu den kulturellen Aktivitäten und Interessen von Jugendlichen stehen. Auf der Grundlage eigener empirischer Erhebungen mit Jugendlichen und Entscheidungsträger*innen bzw. Anbieter*innen Kultureller Bildung wird damit auch ein Beitrag für die Praxis erarbeitet.

Für Bildungsbemühungen bei Kindern und Jugendlichen interessiert sich ebenfalls das Vorhaben „Elternsache Kulturelle Bildung. Elterliches Bildungsengagement in ländlichen Räumen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Jens Oliver Krüger) an der Universität Koblenz-Landau. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die Interessen und Erwartungen von Eltern an Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in ländlichen Räumen. Das Projekt basiert demnach auf der Annahme, dass Eltern eine Schlüsselrolle besitzen, da sie Angebote für ihre Kinder auswählen und die konkreten Herausforderungen Kultureller Bildung in ländlichen Räumen, wie beispielsweise eine erschwerte Erreichbarkeit, bewältigen müssen. Methodisch greift das Projekt auf qualitative Interviews mit Eltern in verschiedenen Regionen Nord-, Süd-, West- und Ostdeutschlands zurück.

Angebote und Möglichkeiten Kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche in ländlichen Räumen thematisiert auch das Verbundvorhaben „Felder und Akteur*innen Kultureller Bildung in ländlichen Räumen. Eine regionalvergleichende Studie über Arrangements, Praxis und Praktiken Kultureller Bildung in Einrichtungen, Projekten, Vereinen und Initiativen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Werner Thole, Prof. Dr. Alexandra Engel und Prof. Dr. Alexandra Retkowski). Der Verbund setzt sich aus Wissenschaftler*innen der Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst in Holzminden, der Brandenburgisch Technisch Universität Cottbus und der Universität Kassel zusammen. Unter Rückgriff auf diverse Methoden der Bildungs- und Sozialforschung, wie u.a. Soziale Netzwerkanalysen, werden Spezifika, Triebfedern, Herausforderungen und Gelingensbedingungen Kultureller Bildung in ländlichen Räumen identifiziert. Zudem wird das Ziel verfolgt, die konkreten Formen der kulturpädagogischen Angebote zu skizzieren und Interaktionsprozesse bzw. Soziale Netzwerke zu analysieren. Die beteiligten Sozial- und Kulturwissenschaftler*innen nehmen Regionen im Norden, Osten und der Mitte Deutschlands in den Blick.

Orte Kultureller Bildung in ländlichen Räumen

Schließlich finden sich unter den geförderten Vorhaben Projekte, die sich dem Themenfeld „Orte Kultureller Bildung in ländlichen Räumen“ zuordnen lassen. Mit Orten Kultureller Bildung in ländlichen Räumen sind hier sowohl außerschulische Lernorte, Akteur*innen und Institutionen, wie bspw. Musikvereine oder Bibliotheken, aber auch formale Lernorte, insbesondere Schulen angesprochen (vgl. dazu auch Susanne Brandt „Mit Worten wachsen: Bibliotheksengagement für nachhaltige Kulturelle Bildung";  Matthias Laurisch „Das Klingen abseits urbaner Zentren: Wie Musikvereine ihre ländlichen Räume prägen und gestalten"; Jürgen Seefeldt „Öffentliche Bibliotheken und ihre Rolle für Bildung und Kultur in ländlichen Räumen").

Das Vorhaben „Der dritte Ort? Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen“ (Projektleitung: Prof. Dr. Wiebke Waburg) interessiert sich für künstlerische Residenzen, d.h. Spiel-, Versammlungs- und Kommunikationsorte in ländlichen Räumen. Künstler*innen werden während einer Residenz für einen bestimmten Zeitraum als Gäste in ländlichen Gemeinden empfangen. Sie interagieren künstlerisch mit den Menschen vor Ort, beispielsweise in nicht genutzten Begegnungsräumen. Am Beispiel „Zeitgenössisches Theater und Performance“ folgen die Wissenschaftler*innen zunächst einem ethnografischen Ansatz und fragen danach, auf welche Weise die Künstler*innen sich auf die Menschen und ihre Umgebung einlassen und dabei gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen in ihre Arbeit mit einbeziehen. Darauf aufbauend werden anhand von Interviews und Gruppendiskussionen im Umfeld der Künstlerresidenzen die Perspektiven von Interessierten und Unbeteiligten erhoben.

Bibliotheken und deren Weiterentwicklung im Zuge der Digitalisierung stehen im Fokus des erziehungswissenschaftlich ausgerichteten Forschungsprojekts „Bibliotheken, Digitalisierung und Kulturelle Bildung in peripheren Räumen: Bedingungen und Modelle zur Entwicklung der Bibliothek als Kulturort im Kontext post-digitaler Jugendkultur“ (Projektleitung: Prof. Dr. Benjamin Jörissen) an der Friedrichs-Alexander-Universität Nürnberg. Ziel ist die Beantwortung der Frage, wie anhand ‚kultureller und pädagogischer Angebote ein strukturell bedingter digitalkultureller Innovationsmangel ländlicher Gebiete ausgeglichen werden kann‘. Dabei werden Bibliotheken als Beispiele für Lern-, Bildungs- und Kulturorte bzw. Institutionen Kultureller Bildung verstanden, da sich diese in urbanen Räumen bereits zu ‚regionalen Innovationsstätten‘ entwickeln konnten und somit Potentiale für die Kulturelle Bildung auch in ländlichen Räumen zu vermuten sind.

Das Projekt „Periphere Regionen, Teilhabe und Schule“ (Projektleitung: Prof. Dr. Sonja Nonte und Andreas Lehmann-Wermser) an der Universität Osnabrück und der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover fokussiert die Rolle von Schulen als Orte Kultureller Bildung. In dem Verbundvorhaben wendet sich ein Team an Erziehungswissenschaftler*innen und Musikpädagog*innen dem bisher wenig erforschten Gebiet der musikalischen Bildung in ländlichen Räumen zu. Nicht zuletzt sind gerade musikalische Bildungseinrichtungen größtenteils an städtische Strukturen gebunden. Am Beispiel des südlichen Harzes und des Kyffhäusers werden unter Rückgriff auf qualitative und quantitative Methoden die Formen musikalischer Praxis und die Bedeutung von Schule adressiert. Zudem wird eruiert, inwiefern Musikbildung die Entwicklung von Schulen im Sinne Kultureller Bildung beeinflusst.

Das Projekt „Musikvereine als Orte Kultureller Bildung“ (Projektleitung: Prof. Dr. Thade Buchborn und Prof. Dr. Wolfgang Lessing) ist an der Musikhochschule Freiburg angesiedelt und fokussiert außerschulische Kulturelle Bildungsorte sowie ihre Kooperationen mit formalen Bildungsorten. Insbesondere fragt das Projekt ‚nach den handlungsleitenden Orientierungen der Akteur*innen in Musikvereinen sowie nach den Konsequenzen, die sich für das kulturelle Selbstverständnis der Vereine aufgrund der aktuellen Wandlungsprozesse im (sehr) peripheren ländlichen Raum ergeben‘. Zudem soll die Schnittstelle der außerschulischen kulturellen Bildungseinrichtungen zu anderen Bildungseinrichtungen analysiert werden.

Fazit

Im Zuge der Diskussionen über die u.a. durch PISA aufgezeigten Zusammenhänge zwischen regionaler Sozialstruktur und Bildungsbeteiligung gewann die internationale Forschung zur Kulturellen Bildung in den letzten Jahren an Relevanz (u.a. Hauge 2014; Jessop 2017). Während in der (inter-)nationalen wissenschaftlichen Literatur jedoch Studien zu Schulprogrammen, Curricula und Hochschulbildung zu Kultureller Bildung dominieren (vgl. u.a. Baidak et al. 2009; Rodriguez 2018), mangelt es an theoretisch basierten empirischen Analysen zur Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen. Zugleich wurden im Kontext der Debatten um strukturschwache Regionen, Radikalisierungstendenzen und Demokratiestärkung in den letzten Jahren zunehmend Forderungen laut, die Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen zu stärken (siehe: Norbert Sievers „Kulturpolitik für ländliche Räume"). Einige Beiträge auf kubi-online bieten bereits Einblicke in Aktivitäten Kultureller Bildung in ländlichen Räumen. Durch die zu erwartenden wissenschaftlichen Erkenntnisse der Förderrichtlinie wird dieses Forschungs- und Praxisfeld zusätzlich profitieren.

Die im Rahmen der Förderrichtlinie geförderten Einzelprojekte versprechen, die verschiedenen Facetten Kultureller Bildung in ländlichen Räumen besser zu verstehen und das Forschungsfeld durch spannende Ergebnisse systematisch fortzuentwickeln. Nicht zuletzt sind die Projekte in unterschiedlichen Regionen Deutschlands angesiedelt und adressieren Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen mit diversen Fragestellungen, disziplinären Zugängen, wissenschaftlichen Methoden und Theorien sowie unter Einbezug von Praxisakteur*innen aus verschiedenen Bereichen. Sämtliche geförderte Projekte eint das Ziel, anhand wissenschaftlicher Untersuchungen einen systematischen Beitrag für die Praxis zu leisten und den Forschungsstand zu Kultureller Bildung in ländlichen Räumen sowohl in theoretischer, methodischer, methodologischer, aber auch praxisorientierter Sicht substantiell weiterzuentwickeln. Schließlich ist das Thema Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen nicht nur aufgrund der mehrfach diagnostizierten regionalen Disparitäten im deutschen Bildungssystem (vgl. Bender, Kolleck, Lambrecht, Heinrich 2019) von hoher Relevanz. Vielmehr hat sich die Situation seit Beginn der Förderrichtlinie durch den Ausbruch der Corona-Pandemie verschärft. Kulturelle Bildungseinrichtungen in ländlichen Räumen sind aufgrund schwieriger wirtschaftlicher und sozialer Bedingungen meist unmittelbar von den zu erwartenden Auswirkungen der Pandemie betroffen. Dies gilt bereits jetzt vor allem für die nicht-staatlichen Einrichtungen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft wie u.a. Galerien, Kinos oder Buchhandlungen. Aber auch staatliche Einrichtungen trifft die Krise schwer. Es bleibt deshalb im Rahmen der Forschung der Förderrichtlinie zu beobachten, wie sich die unerwartete neue gesellschaftliche Situation auf den Bereich der Kulturellen Bildung auswirkt und welche Wirkung die angekündigten Notfallfonds von Bund und Ländern entfalten können.